Produktinformationen "Descriptive Anatomy"
Eine Welt konstruiert durch Fotografien, Tätowierungen, Hände und Objekte „Descriptive Anatomy“ von Verena Frye Über einen Zeitraum von mehr als sechs Jahren hat Verena Frye an dieser umfangreichen Serie gearbeitet. Im Oktober 2013 entstand die erste Aufnahme in Berlin. Ein Jahr später waren in der gleichnamigen Ausstellung 20 Porträts tätowierter Hände zu sehen. Später nahm Frye ihre analoge Mamiya 645 auch mit nach Brasilien, Großbritannien und Frankreich. So sind 110 Menschen aus über zwanzig Nationen Teil dieses Buches geworden. Die Hand ist ein komplexer, charaktervoller Körperteil. Was offenbart sie in einem Foto? Die Tätowierungen und Gegenstände fügen den Bildern dieser Serie weitere Bedeutungsschichten hinzu. Die Fotografien im detailgenauen Mittelformat liefern keine konkreten Fakten, sondern sind offen für die eigene Interpretation durch die Betrachtenden. In welchem Maß entleert eine Interpretation den Brunnen der interpretativen Möglichkeiten? Sie entleert ihn nicht. Die Porträtierten lassen sich zum Beispiel mit Tarotkarten, Rosen, einer Tätowiermaschine oder einer Muschel abbilden. Über hundert unterschiedliche Objekte, mehr als zweihundert Hände, eine unendliche Anzahl an Tätowierungen, der gleiche Hintergrund, 110 Fotografien bilden das Projekt in der aktuellen Form. Der Bildausschnitt ist in allen Aufnahmen ähnlich. Die Fotografien werden durch den immer gleichen Hintergrund, die unterschiedlichen Posen der Hände, die Gegenstände, die Tätowierungen und noch im Detail durch die Finger und Fingernägel geprägt. Jeder Gegenstand wurde von den Fotografierten selbst ausgesucht, jeweils unter der Voraussetzung, dass er sie in irgendeiner Form repräsentiere. In vielen Fällen überraschen die Kombinationen, die ein Universum voller direkter und indirekter Symbolik aufzeigen. Wir erkennen einen Korkenzieher, ein Buch oder einen Pinsel, doch wir verknüpfen auch archetypische Erinnerungen mit diesen Dingen, verbinden uns mit ihren Bedeutungen. Am Anfang des Prozesses standen Aufnahmen eines kleinen Kreises von Freunden, erst später kamen auch Unbekannte hinzu. Unabhängig davon hat die Serie immer einen Moment der Intimität eingefordert, so kurz dieser auch gewesen sein mag. Wer sind diese Menschen? Ist es möglich, sie über die Bildausschnitte zu identifizieren? Was offenbart am meisten über sie: Die Hände, die Tätowierungen oder die Objekte? Warum halten sie gerade diese Gegenstände? In welchem Ausmaß bilden diese Elemente eine Beziehung zueinander? Einige dieser Fragen, aufgeworfen durch die Bilder, müssen offen bleiben. Der Mensch ist in diesen Fotografien zweifach fragmentiert: durch den engen Bildausschnitt und durch die gezielte Objektauswahl, beide in ihrer Essenz aus einem größeren Kontext extrahiert. Die Hände getrennt von Gesicht und Körper, die Objekte aus dem Zuhause. Die Serie spricht das kollektive und symbolische Wesen nicht nur der Gegenstände, sondern auch des Menschen in jedem einzelnen Foto an. Auch wenn alle diese Fotografien gleichermaßen schwarz-weiß sind und in natürlichem Licht entstanden, entstehen viele Variationen durch die Details, die die sich wiederholenden Elemente ergänzen. Deutlich bestimmen die gleichen Regeln alle Fotografien, und doch trägt jedes dieser Bilder sein eigenes Universum in sich. „Descriptive Anatomy“ berührt die Frage nach dem menschlichen Sein. Es handelt von einer Reise zur Quelle der Beschaffenheit, zur Zukunft einer Illusion, und die Betrachtenden finden sich auf einer Kreuzung der mehrfachen Bedeutungen wieder. Gleichzeitig verweist Frye mit dieser Arbeit auf eine weit zurückliegende Vergangenheit, deren kollektiven Erinnerungen hier geteilt werden und von Blick zu Blick eine veränderte Identität annehmen.
ISBN: | 9783000657542 |
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Verlag: | Verena Frye |
Sprache: | Deutsch Englisch metaCatalog.groups.language.options.portuguese |
Seitenzahl: | 240 |
Produktart: | Gebunden |
Erscheinungsdatum: | 11.07.2020 |
Verlag: | Verena Frye |
Schlagworte: | Fotografie Hände Tattoos Tätowierungen analoge Fotografie |