Produktinformationen "ERSATZKUNST"
Zum Inhalt: ERSATZKUNST als künstlerische Praxis entstand in einer Zeit, als Frankfurt am Main für freie Künstler ein eher unwirtliches Pflaster war. Eine außerhalb der Galerien und Museen aktive "Off-Szene" gab es in den siebziger Jahren nicht. Es fehlte an Orten zur Präsentation von Kunstwerken, die nicht auf eine Verkaufbarkeit über den Kunsthandel ausgerichtet waren. So griff man zur Selbsthilfe, holte sich Impulse aus der internationalen Kunstszene und stellte in eigenen Räumen aus. Mit vielen Originaltexten und reicher Bebilderung gibt der Band ERSATZKUNST. Die Wüsten-Jahre 1975 – 1985 einen Einblick in die nicht-institutionelle Kunstszene der siebziger Jahre. Die Publikation erscheint in Kooperation mit Kunst in Frankfurt e. V. anlässlich der für den Herbst 2021 geplanten Ausstellung in der AusstellungsHalle Schulstraße 1A, Frankfurt am Main. 45 Jahre nach der 1. ERSATZKUNSTAUSSTELLUNG – und 50 Jahre nach Vollrad Kutschers Gründung der "Gesellschaft zur Verwertung und Erhaltung der Idee des Pfennigs" – die den Kapitalverschiebungen auf Papier und in Form virtueller Werte am Finanzplatz Frankfurt mit einem realen Wert Ersatz bietet – scheint die Zeit reif, einen Blick auf diese Umbruchszeit zurückzuwerfen, in der man die damalige Beengtheit des Frankfurter Kunstbetriebs zu überwinden suchte. Der Begriff ERSATZKUNST wurde vom Künstler Stephan Keller geprägt. Darin drückt sich das Bedürfnis aus, der Kunst, die stets als Ersatz (für das Leben) betrachtet wird, etwas entgegenzusetzen. Die 1. ERSATZKUNST-Ausstellung organisierten die KünstlerInnen im Dezember 1975 in der Druckwerkstatt Stephan Kellers in der Schifferstraße in Frankfurt-Sachsenhausen. Zwei Jahre später folgte am selben Ort die 2. ERSATZKUNST-Ausstellung. 1978 fand in der Kommunalen Galerie der Stadt Frankfurt im Deutschordenshaus unter der Überschrift ERSATZKUNST eine "Kulturelle Verrichtung" mit Stephan Keller und Vollrad Kutscher statt. 1985 feierte man den 10. Geburtstag der ERSATZKUNST im Atelier von Vollrad Kutscher, in Frankfurt-Sachsenhausen. Von Anfang an waren die Ausstellungen interdisziplinär-performativ ausgerichtet. Es gab neben Bildwerken, Objekten und Installationen, Reden, Musikaufführungen, Kabarett, Performances und Aktionen mit den Beteiligten Rolf Dittmar (1924–1999), Gunter Göring (1935–1993), Nicole Guiraud (* 1946), Walter Hanusch (* 1934), Ottmar Hörl (* 1950), Stephan Keller (* 1937), Vollrad Kutscher (* 1945), Annick Laforgue (1945–1976), Alfred Harth (* 1949)/Heiner Goebbels (* 1952), Matthias Beltz (1945–2002)/Heinrich Pachl (1943–2012) und anderen. Die Publikation erschließt bislang noch nicht veröffentlichtes Dokumentationsmaterial und Texte der beteiligten Künstler*innen sowie Zeitzeugenberichte und zeigt die Bedeutung jener Jahre für das künstlerische Werk der beteiligten Künstler*innen auf. Dabei werden Fragen nach der persönlichen Lebens- und Arbeitssituation und nach der Vernetzung innerhalb der Frankfurter Künstlerschaft wie auch nach ihren Kontakten zu nationalen und internationalen Kunstzentren gestellt, um ihre Aktivitäten zeithistorisch, lokal-geschichtlich und kunstwissenschaftlich einzuordnen. Kontakt für die Presse: Dr. Isa Bickmann (Hrsg.)