Gespenstische Souveränität

Produktinformationen "Gespenstische Souveränität"
Das Ende des Kaiserreichs und die Novemberrevolution von 1918 markieren einen Umbruch, der die Zwischenkriegszeit in Atem halten wird. Es beginnt die Suche nach alternativen politischen Figuren und Gebrauchsanweisungen für eine Gegenwart, in der Herrschaft und ihre Repräsentation neu verhandelt werden. Im September 1910 gehen der deutsche und der österreichische Kaiser gemeinsam ins Kino. In einem Kinematographentheater auf dem Wiener Prater schauen sie sich Filme an, die sie selbst auf der Leinwand zeigen. Die monarchischen Repräsentanten der beiden Staaten werden im Akt der Repräsentation verdoppelt: Sie sind zugleich als Zuschauer und als Filmdarsteller im Kinosaal präsent. Doch dann reißt plötzlich der Filmstreifen. Dieser Riss, so die These des Buches, geht nicht allein durch die Repräsentationslogik monarchischer Souveränität. Er lässt sich auch als Chiffre fu¨r die grundlegende Veränderung in der Vorstellung und Darstellung von Souveränität in der politischen Wirklichkeit zwischen 1910 und 1920 begreifen. Das Buch von Sebastian Haselbeck verfolgt das Nachleben monarchischer Repräsentationsformen im Übergang zur Demokratie. Der Schwerpunkt liegt auf literarischen und filmischen Darstellungen von Souveränität im deutschen und im habsburgischen Kaiserreich in ganz unterschiedlichen Konstellationen: Von den Zelluloid-Doppelgängern im Prater, Franz Kafkas »Verspensterung« kaiserlicher Souveränität, dem hölzernen Hindenburg, einer Nagelstatue im Tiergarten in Berlin, die Hugo Balls politischen Ikonoklasmus inspiriert, bis hin zu Max Webers »genialischem Seeräuber«, der als einsamer Charismatiker die bu¨rokratisierte Welt der Moderne unsicher macht, reichen die historischen Gegenstände, die hier untersucht und zu neuem Leben erweckt werden.
Autor: Haselbeck, Sebastian
ISBN: 9783835391277
Verlag: Konstanz University Press
Auflage: 1
Sprache: Deutsch
Seitenzahl: 248
Produktart: Gebunden
Erscheinungsdatum: 30.08.2021
Verlag: Konstanz University Press
Untertitel: Zur politischen Einbildungskraft zwischen 1910 und 1920
Schlagworte: Charisma Franz Kafka Habsburger Monarchie Herrschaft Hugo Ball Kaiserreich Max Weber Repräsentation Souveränität Zwischenkriegszeit